Ich blicke auf eine mehrjährige Arbeitserfahrung im Ausland zurück, mit allen Höhen und Tiefen. Bei meinem ersten Auslandsaufenthalt für eine internationale NGO dachte ich, dass ich gut vorbereitet sei und mein Start im neuen Land reibungslos verläuft. Ich hatte mich über die politische Lage und die Geschichte des Landes informiert. In Ratgebern fand ich Tipps, wie ich mich verhalten sollte und bekam einen Überblick über die Eigenarten der Menschen dort.
Kurz nach der Ankunft bemerkte ich, dass ich trotz allem immer wieder auf Schwierigkeiten im Ungang mit anderen stieß und es häufig zu Missverständnissen kam. Auch mein Fachwissen als Psychologin konnte ich nicht so anwenden, wie ich es aus Deutschland gewohnt war.
Ich beschloss, alles zu vergessen, was mir die kulturellen Ratgeber empfohlen hatten und meinen eigenen Weg zu finden. Mir bewusst zu werden über meine eigenen kulturellen Eigenarten half mir sehr, um Schwierigkeiten im Miteinander zu verstehen. Mir fiel es zunehmend leichter mich auf kulturelle Unterschiede einzulassen, Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen zu finden und das Arbeiten in multikulturellen Teams wertzuschätzen. Meine Arbeit in Indien, Pakistan, Libyen, Nigeria und der Russischen Föderation erlebte ich als eine enorme Bereicherung.
Wenn ich nach 9 bis 12 Monaten von einem Auslandseinsatz wieder zurück nach Berlin kam, fiel es mir immer wieder schwer, mich in "meine eigene Kultur" wieder einzuleben. Nach 7 Jahren Auslandstätigkeit stellte sich mir dann die Frage, wie es weitergeht und wie ich all die Erfahrungen auch beruflich nutzen kann. Coaching-Gespräche mit Kolleg*innen haben mir hier sehr geholfen.
Seit meiner Rückkehr arbeite ich an unterschiedlichen Hochschulen und bringe Studierenden der Psychologie kultursensibles Arbeiten im therapeutischen Kontext bei. Als Coach unterstütze ich Menschen, die in interkulturellen Teams arbeiten, sich auf einen Auslandseinsatz vorbereiten oder wieder zurückkehren.